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Beitrag vom 21.04.2008
Be – Mistura Fina
Silvy Pommerenke
Wenn Sao Paulo auf Konstanz trifft, dann klingt das nach einer spannenden musikalischen Reise. Konkret heißt das, dass brasilianische Bossa-Nova- und Samba-Rhythmen manches mal mit...
...deutschen Texten gepaart sind. Eigentlich unmöglich, dank der Leadsängerin von Bê, Betina Ignacio, aber dennoch erreichbar.
Die Biographie der Tochter einer deutschen Mutter und eines brasilianischen Vaters liest sich wie eine reißerische Headline aus der Yellow-Press: Aus den Slums von Sao Paulo zum Top-Model bei Jil Sander und Strenesse. Was nach einem traumhaften Beruf klingt, befriedigt Betina Ignacio aber nicht wirklich. Schnell merkt sie, dass sie für Modewelt nicht geschaffen ist, sondern sich lieber der Musik widmen will. Nachdem Betinas Bruder zu den Großeltern nach Stuttgart zieht und er ihr so fehlt, ist sie ihm 1998 hinterhergereist um dann in Deutschland zu bleiben. Betina schreibt sich an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart ein und arbeitet nebenbei weiterhin als Model. Von irgendwas muss ja schließlich die Miete bezahlt werden ...
Schnell hat die Sängerin ein vielfältiges Bühnenprogramm zusammengestellt und lernt 2002 über den deutschen Schlagzeuger Markus Schmidt beim Jazzfestival in Montreux den Gitarristen Luiz Brasil kennen. Bis die drei allerdings die Band Bê - dem Kosenamen Ignacios – gründen, gehen noch einige Jahre ins Land, während derer sie sich immer wieder über den Weg laufen. 2006 geht das Trio schließlich gemeinsam für ein halbes Jahr nach Salvador da Bahia und arbeitet an dem Debut "Mistura Fina", das schließlich im Sommer 2007 in den Plattenläden steht. Die Kompositionen und Texte stammen zum größten Teil aus der Feder Bês, die Atmosphäre Brasiliens ist aus jedem einzelnen Ton heraus zu hören und das Spektrum der Songs reicht von heißen Sambarhythmen über beschwingte Popnummern bis hin zu verträumten Balladen. Das Trio stellt im Frühjahr 2008 das Debutalbum auf einer Deutschlandtournee vor und lässt sich dabei von Valney Oliveira (Percussion) und Kurt Holzkämper (Bass) begleiten.
Anspieltipps: Dass brasilianische Sounds mit deutschen Texten wunderbar funktionieren können, beweist Bê auf "Ich glaub den Scheiß nicht mehr". Eine traumhafte und ungewöhnliche Coverversion ist der Band mit der Interpretation des Jorge Ben Klassikers "Mas Que Nada" gelungen. Sehr beschwingt und fetzig geht es auf "Bom É Que Você Voltou" zu und wunderbar verträumt weiter mit großem Streichereinsatz auf "Aquarela Do Brasil" (der heimlichen Nationalhymne Bês).
Bê im Netz: MySpace
Weiterhören: Juliana Aquino und Bebel Gilberto
AVIVA-Tipp: Wunderbar sonnige und relaxte Stimmung verbreitet die Musik um die Leadsängerin Betina Ignacio, die mit ihrem deutsch-brasilianischen Crossover lässige Samba- und Bossa-Nova-Rhythmen mit chilligen und jazzigen Elementen paart. Ein absolutes Muss für jeden Fan von Latin-Musik!
Bê
Mistura Fina
Label: südpol entertainment / rough trade, Juli 2007